Kultur:
Authentische Lärmpolitik.

Der glühende TV-Evangelist Kenneth Copeland vollstreckt Gottes Corona-Urteil mit so brachialer Urgewalt, dass Gitarrist Andre Antunes es als Bewerbungsvideo für einen genialen Metal-Track verstand. Ist das nun Black, Power, Thrash, Industrial oder sogar Death Metal? Egal, denn ganz sicher ist es eine unterhaltsame Therapie gegen religiöse Wahnvorstellungen. Kann dieses kulturelle Statement zur Lage der amerikanischen Nation etwas bewirken? Copelands Peergroup bleibt mit Sicherheit in ihrer Filterblase gefangen. Alle anderen werden es nach vier durchgeknallten Trump-Jahren als Befreiung empfinden. Mehr davon! Judgment Is Executed.

Zensur?
Hitzschlag bei der Selbstregulierung.

In der Karosserie eines Sportwagens spiegeln sich rauchende Schlote, Staus und Menschenmassen – bis die Karosserie vor dem Auge des Betrachters schmilzt. Mit dem Slogan »Time to ride the future« erscheint das puristische Fahrrad VanMoof S3. So weit, so harmlos. Die französische Werbe-Selbstregulierungsbehörde ARPP entschied aber, der Spot dürfe wegen »Angst schürender Verbildlichungen des Klimawandels« nicht im TV gezeigt werden. Hinter dem peinlichen Hitzschlag dürften kühle Interessen stehen, denn bereits Spots von Greenpeace und Médecins du Monde wurden mit ähnlichen Argumenten ausgebremst. Die Erderwärmung jedenfalls geht munter weiter, die ARPP-Verantwortlichen erweisen der französischen Wirtschaft einen Bärendienst – und VanMoof bedankt sich für die Gratis-PR.

Kommunikation:
„I want you to panic.“

Greta kommt aus Schweden, ist sechzehn und geht freitags nicht zur Schule. Damit brachte sie Theresa May und den australischen Premierminister in Rage – aber über 20.000 junge Leute zum Schulstreik auf die Straße. Erfolgreiche Kommunikation ist eben eine Frage des Kontextes. Gilt bei Protesten zum Klimaschutz wie bei Produkten in der Werbung. Was Greta Thunberg sagt, ist inhaltlich richtig, strategisch durchdacht, kreativ präsentiert und pointiert auf den Punkt gebracht. Aber andererseits auch nichts Neues. Die spektakuläre Breitenwirkung entsteht durch ihr mädchenhaft junges Aussehen, das nur scheinbar im krassen Kontrast zum Inhalt steht: „I don’t want you to be hopeful, I want you to panic“. Wer würde sich wohl für diesen Appell interessieren, wenn er aus dem Mund eines 60-jährigen Klimaforschers käme? Eben!

Werbung:
Die Macht der Geschenke.

Weihnachten. Ein kleiner Junge und ein großes Geschenk. Der kleine Junge ist Elton John. Sein neues Klavier inspiriert seine Jugend, gibt seinem Leben die entscheidende Richtung und verzaubert die ganze Welt mit wunderbarer Musik. John Lewis & Partners machen ausgezeichnete Werbung mit intelligenten Anzeigen, großzügigen Broschüren und modernem Online-Marketing. Noch besser ist dieser Image-Spot zu Weihnachten. Einfaches Storytelling mit großen Emotionen und einer interessanten Erkenntnis: Der Blick in die Vergangenheit ist ein Schwenk nach links. Schön, wenn die Zeit auch mal rückwärts läuft.

Strategie:
Was uns wirklich motiviert.

Mit der Motivation ist das so eine Sache – da haben wir alle unsere kleinen Vorurteile. Glauben Sie nicht? Dann sehen Sie sich doch mal dieses spannende Tutorial an. Da gibt es nicht nur wichtige Fakten zur Motivation der Menschen, sondern auch moderne Grundlagen für funktionierende Human Relations. No-Bullshit-Kommunikation einfach gemacht: Die Menschen begeistern sich für Ihre Arbeit und nicht für ihr Gehalt, den Agenturhund oder kostenlose Yogakurse. Dazu muss das, was die Tätigkeit wirklich spannend macht, auch genauso kommuniziert werden: leidenschaftlich. Und ja – auch Excel-Tabellen können aufregend sein. Glauben Sie nicht? Dann sehen Sie sich doch einfach den Spot an!

Call to Action:
Radi-Aid.

Wann haben Sie eigentlich zum letzten Mal einen Heizkörper für Norwegen gespendet? Wussten Sie nicht, dass arme Kinder bei Minustemperaturen von 40 Grad erfrieren? War Ihnen nicht klar, dass zitternde Norweger in windschiefen Holzhütten an grauenvollen Grippe-Viren sterben und einfach nicht in der Lage sind, mit ihren Problemen selbst klarzukommen? Zeigen Sie ein Herz und holen Sie Ihren alten Heizkörper aus dem Keller! Junge Afrikaner tun es schließlich auch. Mit der Kampagne „Radi-Aid: Africa for Norway“ zeigen norwegische Studenten, wie witzig und souverän man die Stereotypen der internationalen Hilfs- und Spendenindustrie oder die karitative Bevormundung von Musik-Projekten wie „Band-Aid“ kritisieren kann. Die Aktion sorgt mit Videos, Promotion-Materialien, Social-Media-Guides und jährlichen Awards für viele Klicks, Likes und spannende Resonanz in unzähligen Medien: The Table has turned!